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Der Geisterzug
Über das unzweifelhaft älteste Element im Blankenheimer Karneval, den Geisterzug, schreibt 1956 Karl Otermann:

„Blankenheim darf sich rühmen, als einziger Ort des Rheinlandes den Geisterzug ununterbrochen beibehalten zu haben. Es ist hier herkömmliches Brauchtum zur Fasenacht, dass alljährlich am Samstagabend bei großer Beteiligung des 1000 Einwohner zählenden Burgstädtchens unter den Klängen des rhythmisch und melodisch eigenartigen „Juh – Jah“ der Geisterzug loszieht, um als wirbelnder Tanz der Frühlingsgeister die finsteren Winterdämonen zu vertreiben. Die Geister sind in Bettlaken gehüllt, deren Zipfel an der Stirn zu Hörnern geknotet sind. Mit schwingenden Pechfackeln geht der Tanz der Burgtal - Geister durch die illuminierten Straßen und Gassen, wobei die mittelalterlichen Tore und das Burgmassiv in farbenprächtige Brände getaucht sind. An der Spitze des Zuges springen die beiden „Jecken Böhnchen“ mit ihrem immer wieder begeisternden Tanzschritt. Im Gegenzug kreuzen sie die Pechfackeln und in den Zügen der eigentlichen Karnevalstage die Klingen. Prinz Karneval reitet als beflügelter Obergeist auf einem Rappen der weißen Unterwelt voran.“

Der Zug der Geister wird musikalisch ausschließlich vom „Juh – Jah“ begleitet.

Es ist sicherlich ein gut Teil heidnischer Volksglaube, der mit dem Geisterzug einhergeht. Durch die weißen Geister, die mit ihren Pechfackeln in die finstersten Ecken leuchten und auch durch ihr lautes Geschrei und Gekreische sollen die Winterdämonenendgültig vertrieben und die Frühlingsgeister geweckt werden.

Hubert Meier, ehemals Museumsleiter in Blankenheim, schreibt 1974 im Blankenheimer Museumsbrief:

„Wie alt dieser aus dem Germanentum stammende Vorfrühlingsbrauch des Geisterzuges in Blankenheim ist, lässt sich nicht nachweisen.“

Prof. Matthias Weber schreibt im Jubiläumsband des Eifelvereins von 1988 auf Seite 665 über den Blankenheimer Geisterzug:

„…Das winklige Burgstädtchen an der Ahrquelle ist dann völlig abgedunkelt undwird nur durch die lodernden Pechfackeln der in weiße Laken mit oben abstehende Eselsohren gehüllten Geisterschar erhellt. Die Geister springen und singen in alle Ecken, als wäre der Teufel los. Nur der berittene Obergeist an der Spitze des Zuges hat das Kommando. Zum Zeichenseiner Würde sind ihm Flügel „gewachsen“…Er (der Geisterzug) ist nicht nur in der Eifel, sondern im ganzen Rheinland einzigartig und geht auf ein altes, gemanisches Frühlingsfest zurück, bei dem die weißen Geister bei ihrem Umzug mit „Bränden“ und Lärm die bösen Winterdämonen endgültig aus allen Ecken vertrieben.

Um die Jahrhundertwende etwa ging in vielen Orten des Rheinlandes, auch in Köln, noch ein Geisterzug. Dieses Brauchtum ist aber im Laufe der Jahre ausgestorben und hat sich nur in Blankenheim in ununterbrochener Folge bis heute aufrechterhalten.


Das Schellebaeumche
(sprich äu = öu)
In der Woche vor Karneval, beginnend mit dem Sonntag, zieht allabendlich das „Schellebäumche“ durch unser Burgstädtchen. Mit Trommel und Flötenspiel sollen die Blankenheimer auf den kommenden Karneval eingestimmt werden.

Der Gruppe der Musikanten geht der eigentliche Schellenbaum, ein lyra – förmiges Holzgestell, an dessen Querholmen verschieden klingende Glöckchen befestigt sind. Dieser Schellenbaum wird von dem Träger im Takt der Musik nach oben und unten gestoßen, so dass die Glöckchen erklingen.

Die Truppe tritt meistens in der Berufskleidung des jeweiligen Prinzen Karneval auf. Auch der Geisterzug wird immer vom Schellenbäumchen angeführt.

Ebenso wie Geisterzug und „Juh – Jah“ konnte die Herkunft und Entstehung vom „Schellebäumche“ bisher nicht nachgewiesen werden.

Für jeden Blankenheimer beginnt mit dem Umzug des „Schellebäumchens“ die närrische Zeit und eilig muß man mit den Vorbereitungen für Karneval zu Ende kommen.




Die Jecke Boehnchen
(sprich offenes „Ö“ wie öfters)
… „Blankenheim, so berichtet die Überlieferung, hat immer nur zwei „Jecke Böhnchen“ gehabt. Sie sind nie als Spaßmacher aufgetreten, sondern hatten von jeher die Aufgabe der Zugordnung.“

Und nun zum Kostüm:
Kostümgeschichtlich entspricht es etwa der Männertracht aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts.

1953 schreibt Karl Otermann: „ Zweifellos weist diese Uniform in Wallensteins Zeit zurück, wie sie Schiller in ihre gesamten Bewegtheit dramatisiert hat. Den Schlüssel zu den malerischen Jecken Böhnchen (die Wortbedeutung ist noch rätselhaft) bietet wohl die Geschichte des sehr alten Junggesellenvereins, dessen Erbe in dieser heutigen karnevalistischen Wachparade gewahrt wird.“

Zuerst sei der markante, mit aufgestecktem Federbusch und Wappenlöwen geschmückte Hut genannt. Die rechte Seite der Hutkrempe ist nach oben geheftet. In roter Farbe, wobei die äußeren Kanten und die Ränder der Krempe mit goldfarbenen Zackenbändern eingefasst sind, ist dieser, von einer breiten roten Schleife gehaltene Hut fürwahr eine besondere Zier. Dann kommt das mit bunten Schleifchen besetzte weiße Hemd, welches außerdem noch eine rote Schärpe ziert. Um den Hals trägt das Jeck Böhnchen einen Pelzkragen, welcher in früheren Zeiten aus Biberpelz sein musste. Als nächstes sei das rote, mit einem weiß gezackten Saumrand versehene, leicht gekräuselte Röckchen zu nennen, welches etwa bis zu den Knien geht. In die Zackendreiecke sollen frische Efeublätter genäht werden und zwar gegeneinander in die weißen Zacken. Darunter wird eine schwarze Kniebundhose getragen, die am Knie -Abschluß ein breites Band ziert. Zwischen Röckchen und Hemd wird ein breiter, mit einer Wappenschnalle versehener roter Gürtel getragen. Als Äußeres Zeichen ihrer Machtbefugnisse (z.B. Schutztruppe des Prinzen) werden ihnen Säbel verliehen, die sie beim Vorspringen vor den Umzügen im Gegeneinander – Lauf kreuzen.

Weiterhin schreibt Karl Otermann 1957: „ Im Orden einer Kölner Karnevalsgesellschaft vom Jahr 1950 sind figürlich die „Hellige Knäächte und Mägde“ und das „Gecke Bähnche“ aufgenommen worden. Köln will diese Gestalt vom Gecken Berndchen herleiten. Dort, wie auch in anderen rheinischen Städten war immer ein „Gecken Bähnchen“ genannt, das schon früh an den karnevalistischen Umzügen teilnimmt.

Von Zülpich wissen wir, dass dort bis Mitte des 19. Jahrhunderts der Festzug der Schützengesellschaft vom „Pritschenmeister“ oder vom „Jecke Berndche“ auch „Jecke Bärche“ angeführt wurde. Er hatte die Zugordnung zu überwachen, indem er auf rasselnder Säbelscheide um den Zug ritt.“

Nach Johannes Becker (1*) ist von dem Grafen Arnold II. von Manderscheid – Blankenheim (*1546, +1614) noch zu vermerken: „dass er im 1605 Blankenheim mit Bollwerken und Bastionen befestigte und 1613, am Sonntage nach Bartholomäus, als die Festungswerke vollendet waren, den sogenannten „Junggesellenverein“ stiftete und ihm die Hut der Stadt übergab. Die Junggesellen erhielten auch eine Uniform, die der nicht unähnlich gewesen sein soll, die noch heute der sogenannte „Gecken-Berndchen“ beim Fastnachtsumzug in Blankenheim trägt. Der Verein besteht noch jetzt un verherrlicht kirchliche und weltliche Festlichkeiten durch seine Mitwirkung, besonders die Prozession am Fronleichnamstage, der er mir seiner prachtvollen St- Georgs – Fahne beiwohnt.“

Dieses Datum aus dem Jahr 1613 kann der Karnevalsverein Blankenheim somit zu Recht als sein Gründungsdatum nennen, da nachgewiesenermaßen der Karnevalsverein aus dem Junggesellenverein hervorgegangen ist.



Der Juh Jah
Dies ist wohl das urtümlichste und älteste Karnevalslied Blankenheims, dessen Herkunft und Entstehung im Dunkeln liegt und von Generation zu Generation mündlich und melodisch überliefert wurde. Der Txt wird als Kehrreim gesungen und in erhöhter Oktav wiederholt.

Die eigentümlich, rhythmische Melodie des „Juh – Jah“ reißt jeden Zuhörer mit, und die Blankenheimer gebärden sich beim Erklingen des „Juh – Jah“ für jeden Fremden auf unerklärliche Art wie elektrisiert. Der „Juh – Jah“ wird zu Paaren zum Tanze eingehakt und im Kreise springend getanzt. Als Vorspann/Vorspiel des „Juh – Jah“ wird, damit er auch „konzertant“ wurde, eine Melodie gespielt, die von dem damaligen Leiter des Musikvereins und Lehrer zu Blankenheim, Herrn Karl Sonn stammt.


Juh Jah Kribbel en dr Botz !
Wä dat net hätt, dä es nix notz !

Juh Jah Kribbel en dr Botz !
De Fassenaach es do !


Ne richtige Fastelovendsjeck
Dä freut sich övver jede Dreck


Juh Jah Kreibbel en dr Bortz
De Fassenaach es do !

 

 

 

 

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