Historie & Entwicklung | Trad. Elemente |
Elemente d. Neuzeit
Einleitung
Woher der Name „Karneval“ stammt, ist heute nicht mehr genau zu
bestimmen. Eine der vielen Erklärungen sagt, er komme aus dem
Lateinischen „carrus navalis“ = Schiffskarren, ein Schiff zu Wasser und
zu Land umzuführen. Wenn im römischen Köln der Rhein im Frühjahr wieder
schiffbar wurde, soll hier ein Freudenfest gefeiert worden sein, das mit
in die späteren Karnevalstraditionen einfloss.
Über Karneval im Allgemeinen und den in Blankenheim im Besonderen ist in
der Vergangenheit sehr viel geschrieben und auch veröffentlicht worden.
Deshalb beansprucht die vorliegende Chronik für sich auch keinen
Anspruch auf Vollständigkeit, sondern sie möchte in einem kurzen
Überblick dem Leser den Blankenheimer Karneval, seine Geschichte und
seine Tradition näher bringen und erklären.
Im Übrigen sollte nicht unerwähnt bleiben, dass im Blankenheimer
Sprachgebrauch das Wort „Karneval“ nur im Hochdeutschen benutzt wird den
in Blankenheimer Mundart heißt es „Fassenaach“
Geschichtliche Entwicklung
Seit Urzeiten wird in Blankenheim Karneval gefeiert, seit wann genau ist
heute nicht mehr feststellbar.
Schon vor 1613 wurde in Blankenheim Karneval gefeiert. Dies belegt eine
Urkunde aus der Zeit des Grafen Hermann von Manderscheid – Blankenheim
über einen Hexenprozess von 1589. Eine Draude Theis wurde am 24. 3. 1589
vor dem Notar Nicolaus Weyhr verhört, weil sie der Zauberei verdächtigt
wurde.
Einige Zeugen bestätigten schließlich, dass die Beschuldigte einem ihrer
Nachbarn eine Krankheit angezaubert habe. Als nämlich der Betroffene
zusammen mit seiner Frau und einigen Bekannten zur Fastnacht fröhlich
beim Wein saß, wurde er von der Beschuldigten damit bedroht, er werde
mit seiner Frau einen solchen Tag nicht mehr erleben.
Johannes Becker, ehemals Pfarrer in Hallschlag, Verfasser der
Blankenheimer Dekanatsgeschichte schreibt (Seite 261):
Als eigenthümlicher Rest der guten, alten Zeit hat sich in Blankenheim
die Sitte erhalten, Fastnacht in besonders feierlicher Weise zu halten:
Samstages zieht ein „Geisterzug“, Sonntags eine „Kappenfahrt“ und
Montags „der große Zug“, mit den „Gecken – Berndchen“ an der Spitze ,
durch die Straßen des Fleckens, gerade wie in Köln, nur nicht ganz so –
großartig. Da es im Allgemeinen in Ehr und Zucht hergeht, so dürfen die
„Narren“ es auch wagen, bis an das Pfarrhaus zu kommen, und sich „dem
Herrn“ zu zeigen, der übrigens an dem folgenden Aschermittwoch schon
Gelegenheit findet, das in den drei Tagen fast bis zum letzen Einwohner
toll gewordene Blankenheim wieder zur Raison zu bringen.
Träger und Bewahrer des uralten Blankenheimer Karnevalsbrauchtums ist
durch die Jahrhunderte der Junggesellenverein gewesen, aus dem sich zur
Karnevalszeit der Karnevalsverein bildete. Dieser war ausschließlich für
die Ausrichtung der Karnevalssession zuständig und löste sich nach
Aschermittwoch wieder auf. Da die unter 18 – jährigen Jugendlichen
Blankenheims nicht an allen Veranstaltungen teilnehmen durften, bildeten
sie die „Gesellschaft Nass – Föß“, aus der auch meistens die „Jecken –
Böhnchen“ gewählt wurden. Sie bauen zum Rosenmontagszug meist einen
eigenen Wagen und halten auch eigene Geselligkeiten ab.
Karneval zur heutigen Zeit
Heutzutage beginnt die närrische Zeit in Blankenheim am Sonntag vor
Karneval mit dem „Schellebäumche“
Es folgt Weiberdonnerstag, an dem die Frauen das Regiment führen.
Höhepunkt des Blankenheimer Karnevals ist der Geisterzug am
Karnevalssamstag, an dem in früherer Zeit ausschließlich Männer
teilnehmen durften. Heute gefällt es natürlich auch dem weiblichen
Geschlecht, sich am Geisterzug zu beteiligen. Der Geisterzug endet in
der Weiherhalle, wo anschließend der Geisterball stattfindet.
Es folgt der Sonntag, der mit der feierlichen Junggesellenmesse. Sie
wird inBlankenheimer Mundartin der Pfarrkirche St. Mariä – Himmelfahrt
gehalten. Daran anschließend ist die Schlüsselübergabe und Proklamation
an der Ahrquelle. Unter Beteiligung der Kaisergarde Blankenheim und des
Bürgermeisters wird das Regierungsprogramm des Prinzen verkündet. Seit
vielen Jahren werden auch anschließend Blankenheimer Neubürger mit
Ahrwasser „getauft“.
Bis 1956 wurde die Proklamation von 2 Männern, die mit Pauke und Trööt
(Trompete) und einem Handwagen ausgestattet waren, lauthals in den
Straßen und Gassen Blankenheims ausgerufen.
Früher fand am Karnevalssonntag eine „Närrische Kappenfahrt“ statt, die
leider mangels Beteiligung inzwischen ausfällt. Außerdem fand an diesem
Tag immer eine Theateraufführung, meistens im „Hotel zur Post“ (dem
heutigen Museum), statt. Da auch anschließend Tanz war und das Sälchen
im 1. Stock war, mußte von der Wirtin Katharina Stendebach eine Stütze
vom Erdgeschoß aus unter dem großen Tragebalken angebracht werden.
Deshalb hieß die Wirtin im Volksmund „Stippe – Kättche“.
Der Rosenmontag beginnt mit Besuchen von Prinzenpaar und Gefolge in den Schulen Blankenheims, natürlich mit anschließender
Verkündigung „schulfrei“.
Am frühen Nachmittag startet der Rosenmontagszug. Bis in die 50 ziger
Jahre wurden die Wagen im Rosenmontagszug unter einem besonderen Motto,
meistens Begebenheiten vom vergangenen Jahr, im Zug vorgestellt. Zu
diesem Motto wurde von der hier ansässigen Druckerei Kirstgen Handzettel
mit entsprechenden, oft den Charakter von Volksjustiz habenden Texten
gedruckt und verteilt. Die einzelnen Wagen wurden an der „Molkerei“, der
„Pomp“ und am „Nepomuk“ „abgespielt“ und anschließend löste sich der Zug
am „Hotel zur Post“ auf.
Heutzutage beteiligen sich an diesem Zug viele Gruppen und Wagen aus den
Nachbarorten.
Am Dienstag zieht nachmittags der Dienstagszug durch den Flecken. Er
zeichnet sich besonders durch originelle Fußgruppen aus, mit denen
nochmals Blankenheimer Ereignisse des vergangenen Jahres karikiert und
„op de Schöpp“ (auf die Schippe) genommen werden.
Am Dienstagabend findet in der Weiherhalle der „Ahle Hehre un Möhneball
statt. Nach der Demaskierung wird bis in den Aschermittwochmorgen
hineingetanzt. Aber einmal muß Schluß sein und unter Wehklagen und
Abschiedsschmerz werden Prinzenpaar und natürlich auch der Karneval beim
Saalausmarsch von der noch immer närrischen Schar verabschiedet.
Am Aschermittwochmorgen ziehen die Eiersammler durch die Blankenheimer
Haushalte. Zum Abend ist es natürlich Pflicht, sich im Gottesdienst das
„Aschenkreuz“, welches an die Vergänglichkeit alles Irdischen erinnern
will, „abzuzholen“.
Bis in die 50ziger Jahre fand auch am Aschermittwoch das Heringsessen
statt, bei dem der Rechenschaftsbericht über die abgelaufene Session
vorgetragen wurde. Die Jecken Böhnchen bekamen das ihnen zustehende
Lappengeld (Geld für die abgelaufenen Schuhsohlen).
Heute findet das Heringsessen am Samstag nach Karneval statt. Dort wird
vom Vorsitzenden ein Rückblick über die vergangenen Karnevalstage
gehalten. Einer alten Tradition entsprechend wird das Heringsessendem
Mitgliedern des Karnevalsvereins kostenlos serviert.
Rechenschafts- und Kassenbericht sowie Wahlen zum Vorstand und Elferrat
finden dann nach der Abschlussrechnung einige Woche später statt.
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